Exakta Varioplan 650-1300
650-1300mm/8-16. Gebaut von Samyang, vertrieben unter den Labeln von Exakta
und Phoenix.
Vorwort
Diese Objektive sind nicht selten, sondern in großen Mengen vorhanden.
Es besteht also kein Grund zur Eile.
Im Durchschnitt wird täglich ein neues 650-1300 bei Ebay verkauft. Der
Preis bewegt sich zwischen 100 und 275 Euro bei einem Mittelwert von
185 Euro. Dabei überwiegen Preise zwischen 170 und 200 Euro.
"Sofort Kaufen"-Angebote von 299 Euro sind *hoffnungslos* überteuert.
Vorteile:
- Für viel weniger Geld zu haben als beispielsweise ein 100-400
von Canon mit zwei Konvertern.
- es ist weiß (die Werbung preist dies als Vorteil an).
- es produziert Bilder. Und Bilder sind oft besser als keine Bilder.
Nachteile:
- es wiegt annähernd 2 KG. Das zu tragen macht wenig Spaß, zumal mal
noch ein stabiles Stativ braucht - ein einfaches Alu-Stativ reicht
für dieses Monster nicht mehr aus.
- das Objektiv ist sehr windempfindlich - es ist recht lang und
bietet damit genug Angriffsfläche. Sollte man mit ihm bei Wind Aufnahmen
machen wollen sollte man besser gleich eine zusätzliche Telestütze
für das Stativ kaufen.
- Es ist von Samyang. Samyang ist nicht für hohe Konstanz bei der Fertigung
bekannt.
- Die Blende ist fest an die Brennweite gekoppelt - zu einer Brennweite
gehört eine bestimmte Blende. Bei 650mm mit Blende 11 zu arbeiten ist
nicht drin.
- Es ist überall da unbrauchbar wo die an die Brennweite gekoppelte
Blende zu viel oder zu wenig Tiefenschärfe bringen.
- Die Naheinstellgrenze ist 5 bis 20 Meter, in Abhängigkeit von der
Brennweite. Die Meise in drei Meter Entfernung bekommt man mit diesem
Objektiv nicht!
- Die Filtergröße ist 95 mm - sollte man an dem Ding einen Filter
anbringen wollen zahlt man sich dumm und dämlich.
- Es ist dunkel. Was das bedeutet kann man sich klar machen, wenn man
ein anderes Objektiv auf Blende 8 abblendet und manuell auf ein
typisches Motiv zu fokussieren versucht (an Kameras mit Abblendtaste
oder Objektiven mit Blendenring). Das versucht man am Besten an einem
Tag mit weniger schönem Wetter, wiederholt es bei Blende 16, und wenn
man noch nicht überzeugt ist, bei einer Stunde vor der Dämmerung.
- Die Belichtungszeiten sind eher lang. Gerade momentan
würde ich, wollte ich mit so einem Ding die Drossel auf dem Dach
des Hauses gegenüber "erlegen", eine Belichtungszeit von etwa 1/3
bis 1/6 Sekunden haben.
Das gibt, bei dem Wind, auch auf dem Stativ montiert weniger als
perfekt scharfe Bilder, und selbst ohne Wind wäre jede Zuckung der
Drossel zu sehen. Außerdem wäre der Hintergrund noch störend scharf.
- Die optische Qualität ist eher fragwürdig. Es gibt einige wenige
mit diesem
Objektiv gemachte Bilder im Netz, und ein paar davon, die bei optimalen
Lichtverhältnissen entstanden sind, sind auch gar nicht schlecht. Die
meisten im Netz zu findenden mit dem 650-1300 gemachten Bilder sind
allerdings Testbilder und eher schlechte Mondaufnahmen.
- Kaum jemand braucht 1300mm.
Praktische Anwendbarkeit
Die Frage der Abbildungsleistung mal ignorierend: Über www.ebay.de sind
zwischen dem 21.11.2003 und dem 12.4.04 mindestens 207 dieser Objektive
verkauft worden.
In derselben Zeit ist mir nicht ein einziges mit diesem Objektivtyp
gemachtes Bild aufgefallen. Auch fand ich trotz gezielter Suche kaum
Beispielbilder im Netz.
Das spricht IMO Bände über die praktische Nutzbarkeit.
Beispielbilder
Mögliche Alternativen
Es gibt keine echten Alternativen zu diesem Objektiv. 650-1300mm ist
meines Wissens derzeitig einmalig.
Wenn man allerdings davon ausgeht daß kaum jemand wirklich die 650-1300mm
Brennweite braucht, sondern "nur" mehr als 200 oder 300, dann gibt es
doch einige preisgünstige Möglichkeiten.
Beroflex 400/6.3 und 500/8
Auch "Wundertüte" genannt: Einfache Objektivkonstruktion (Linsen, nicht
Spiegel), zu günstigen Preisen erhältlich (30 bis 60 Euro). Manueller Fokus,
manuelle Blendeneinstellung. Qualitativ akzeptabel, wenn auch keineswegs
überragend (wobei es auch hier Ausrutscher gibt).
Die Objektive werden unter verschiedenen Handelsmarken angeboten.
Siehe auch
http://www.drf-faq.de/wundertu.htm.
Alte M42-Objektive aus DDR-Zeiten
Beispielsweise Pentacon oder Meyer. Dabei ist auf den Anschluß zu achten -
M42 ist generell OK, denn dafür sollte man für alle modernen System
Adapter finden können.
Diese Objektive sind qualitativ gut, wenn auch meist ziemlich schwer.
Ebenso dürften andere alte Objektive noch gute Dienste tun. Solche
mit T2 oder Tamron Adaptall Anschluß bekommt man wohl an so gut wie alle
heutigen Kameras mit Adaptern angeschlossen.
Sigma 600/8 Spiegelobjektiv
Es hat zwar alle auf
http://www.drf-faq.de/spiegelt.htm genannten Einschränkungen, ist aber
von der Abbildungsleistung dem 650-1300 um einiges überlegen. Es ist eher
selten erhältlich (200 bis 300 EUR?).
Die üblichen 500/8 Spiegelobjektive (speziell das von Exakta) bleiben
qualitativ weit hinter diesem.
Die Russentonne
Ein Spiegelteleobjektive mit einer Brennweite von 1000mm bei einer
(festen) Blende von 11. Der Neupreis ist bei 250 EUR.
Das Objektiv hat zwar auch einen Haufen Einschränkungen (Blende 11, Spiegel),
bringt aber wenigstens brauchbare Ergebnisse.
Neuere Autofokus-Objektive
- Tokina 400/5.6
- 250 bis 300 Euro.
- Sigma 400/5.6 APO
- 200 bis 300 Euro.
- Sigma 300/4 APO (mit und ohne HSM)
- gebraucht 250 bis 300 Euro. Zusammen mit einem anständigen
1.4x-Telekonverter hat man damit ein gleich zwei nützliche Brennweiten
erschlagen.